Dem breiten Publikum ist Cannabis primär wegen des berauschenden Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) bekannt. Doch in der Cannabispflanze stecken Hunderte unterschiedlicher Inhaltsstoffe. Weltweit wird Cannabis seit Langem als Medizinpflanze genutzt, auch bei der Wundheilung. Cannabis-Extrakte werden seit Jahrtausenden bei der Wundbehandlung verwendet. In die westliche Medizin hielt die Hanfpflanze aber erst im 19. Jahrhundert Einzug. 2018 wurde Cannabis zur Arzneipflanze des Jahres in Österreich gewählt.

Zu den Hunderten Inhaltsstoffen der Hanfpflanze Cannabis sativa L. zählen 113 Cannabinoide, darunter der nicht berauschend wirkende Stoff Cannabidiol (abgekürzt CBD). CBD werden zahlreiche positive Effekte auf die Gesundheit zugeschrieben. Cannabinoide wie Cannabidiol werden im menschlichen Körper über das Endocannabinoid-System (endogenes Cannabinoid-System) aufgenommen. Das Endocannabinoid-System gehört zum Nervensystem und ist wissenschaftlich noch nicht umfassend erforscht.

Bisher bekannt ist, dass das menschliche Endocannabinoid-System über zwei Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) verfügt. CB1 findet sich vor allem in den Nervenzellen des Gehirns und im Darm. CB2 sitzt auf Zellen, die das Immunsystem sowie die Knochengesundheit regulieren. Aufgrund der Platzierung wird vermutet, dass die Cannabinoid-Rezeptoren eine Rolle bei der Aufrechterhaltung des Immunsystems, bei Bewegungs- und Lernprozessen, bei der Appetit- und Motilitätssteuerung, bei der Schlafinduktion, der Temperatursteuerung, bei Schmerzzuständen, dem Schutz von Nervenzellen und Nervenfasern sowie bei Krebs beteiligt sind.

Cannabinoide wie CBD aktivieren diese Cannabinoid-Rezeptoren. Daher wird Cannabis aktuell bei gravierenden Krankheiten wie AIDS, Krebs, Multiple Sklerose oder dem Tourette-Syndrom verschrieben. Einzelne kleinere Studien sowie eine Vielzahl an Patientenerfahrungen legen nahe, dass sich eine Verbesserung der Schmerzsituation bei Wunden aller Arten, auch chronische Wunden, durch die äußerliche Anwendung von Cannabis erzielen lässt. Die persönlichen Erfahrungsberichte von Patienten suggerieren, dass CBD in Salben und Cremes bei Wunden nicht nur schmerzlindernd, sondern auch entzündungshemmend wirkt.

Obwohl es generell zahlreiche Studien zu Cannabis gibt, stammen die meisten Erkenntnisse zu CBD bei der Wundversorgung aus der Grundlagenforschung (Tierversuche) sowie kleinen Studien am Menschen.
Groß angelegte medizinische Studien mit menschlichen Probanden fehlen noch, so dass sich der therapeutische Nutzen von CBD bei der Wundheilung noch nicht wissenschaftlich belastbar abschätzen lässt. Der Unwille großer Pharmaunternehmen große Studien mit Probanden durchzuführen, liegt auch darin, dass Cannabis sativa L. und ihre Inhaltsstoffe wie CBD nicht patentierbar sind. Vielfach verlassen sich Betroffene, die chronische Wunden haben, deshalb auf persönliche Erfahrungsberichte von anderen Patienten mit schlecht heilenden Wunden.